Die Hochschuldidaktik beschäftigt sich mit der Planung, Durchführung und Evaluation von Lehr‑/Lernprozessen. Sie ist ein interdisziplinäres Feld, in dem neben den fachspezifischen Inhalten auch pädagogische Konzepte und psychologische Erkenntnisse (z.B. aus der Lernpsychologie oder der Pädagogischen Psychologie) zusammengeführt werden. Dabei stehen nicht nur die Vermittlung von Fachinhalten, sondern auch u.a. die Förderung selbständiger Arbeitsweise, kritischem Denken und kreativen Problemlösungsstrategien im Mittelpunkt.
Tipp: Nutzen Sie die Angebote der HSZG im Bereich Didaktik sowie das Kursportfolio der Hochschuldidaktik Sachsen.
Ein zentraler Baustein in der Hochschuldidaktik ist die systematische Formulierung von Lehr-/Lernzielen - hierfür hat sich die Bloomsche Taxonomie als klassisches Modell etabliert. Ursprünglich von Benjamin Bloom und Kollegen entwickelt, gliedert sie kognitive Lernprozesse in sechs hierarchisch angeordnete Stufen:
Diese Hierarchie bietet Lehrenden einen klaren Handlungsrahmen, um Lehr-/Lernziele präzise zu formulieren, die Lehrveranstaltung zielgerichtet auszurichten und die Lernergebnisse systematisch zu evaluieren. Die Taxonomie ist auch heute noch in ihrer aktualisierten Form (beispielsweise nach Anderson und Krathwohl) ein wichtiges Instrument, zur kontinuierlichen Weiterentwicklung von Lehr‑/Lernprozessen.
Ein weiterer bedeutender Ansatz in der Hochschuldidaktik ist das Konzept des Constructive Alignment, das vor allem durch John Biggs geprägt wurde. Im Kern folgt dieser Ansatz dem Prinzip, dass alle Elemente einer Lehrveranstaltung eng aufeinander abgestimmt sein müssen. Das bedeutet, dass:
Die Logik von Constructive Alignment beruht darauf, dass Studierende aktiv Wissen konstruieren, indem sie in Lernprozesse eingebunden und aufgefordert werden, das Gelernte auf praktische Fragestellungen zu übertragen. Durch die konsequente Abstimmung dieser Elemente wird verhindert, dass Inhalte nur oberflächlich vermittelt werden – stattdessen entsteht ein integrierter Lernprozess, der Theorie- und Praxiselemente vereint.
Ein zentraler Aspekt der Hochschuldidaktik ist auch die Gestaltung des physischen Lernumfelds. Moderne Lehr‑ und Lernräume sollten flexibel und interaktiv sein, um den vielfältigen Anforderungen moderner Lehre gerecht zu werden. Dies umfasst beispielsweise:
Die physische Lernumgebung kann maßgeblich zur Motivation und zum Lernerfolg beitragen, indem sie ein Gefühl der Zugehörigkeit und aktive Partizipation fördert.
Die HSZG unterstützt im Projekt „Campus4You“ die Ausgestaltung der HSZG mit Innovativen Lehr-Lernräume: Details: https://zuklos.hszg.de/handlungsfelder/campus-4-you.
2025 wurden an der HSZG neue Lernräume geschaffen. Verteilt über den Campus Görlitz und Zittau wurden Möbel beschafft, die den Studierenden Raum für individuelles Lernen ermöglichen.
Parallel zur physischen Raumgestaltung gewinnen virtuelle Lernräume immer mehr an Bedeutung. Diese digitalen Umgebungen – synchron wie asynchron – bieten folgende Vorteile:
Durch die Integration von Tools und Plattformen werden virtuelle Lernräume zu einem essenziellen Bestandteil moderner Hochschuldidaktik, insbesondere in Zeiten, in denen digitale Lehre zunehmend an Bedeutung gewinnt.
An der HSZG stehen neben dem Lernmanagementsystem OPAL auch das virtuelle Konferenzsystem BigBlueButton zur Verfügung.
Die zunehmende Digitalisierung verändert auch die Hochschullehre nachhaltig. E-Learning-Formate ergänzen und erweitern traditionelle Lehrmethoden, indem sie digitale Medien und interaktive Elemente einbinden. Nachfolgend werden einige zentrale Instrumente des digitalen Lernens aufgeführt:
WBT-Kurse bieten multimediale, interaktive Lernumgebungen, in denen Inhalte in Form von Videos, Animationen, interaktiven Übungen und Tests vermittelt werden. Diese Formate ermöglichen es Studierenden, in ihrem eigenen Tempo zu lernen und sich abschließend ihr Wissen anhand von praxisnahen Aufgaben selbst zu überprüfen. Oft werden WBTs auch in Kombination mit Blended Learning eingesetzt.
Blended Learning bezeichnet ein didaktisches Konzept, das zwei Elemente miteinander verbindet: die traditionelle Präsenzveranstaltung und digitale Lernformate, die z.B. für das Selbstudium zur Verfügung stehen. Im Kern werden dabei Präsenzveranstaltungen und E‑Learning-Formate so kombiniert, dass sie sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Der Vorteil besteht darin, dass Lernende durch den Einsatz von asynchroner (Online-)Elementen das Lerntempo individuell selbst bestimmen können. Gleichzeitig ermöglichen synchrone Präsenzphasen, bspw. in Seminaren oder Workshops, den direkten Dialog, die Diskussion und das gemeinsame Arbeiten an Problemstellungen. Entscheidend ist, dass beide Komponenten didaktisch aufeinander abgestimmt werden, nur so kann der Übergang zwischen digitalen und analogen Lernsettings nahtlos funktionieren.
In der Praxis kann Blended Learning sehr unterschiedlich gestaltet sein. Beispielsweise werden in einem Kurs Videoinhalte, interaktive Übungen, E-Portfolio-Elemente oder E-Assessments mit klassischen Präsenzseminaren oder Gruppenarbeiten kombiniert. Hierbei ist es essenziell, dass sowohl die Lehrenden als auch die Lernenden klare Strukturen und Ziele vor Augen haben, damit die Digital- und Präsenzanteile funktional ineinandergreifen und ein ganzheitlicher Lernprozess entsteht.
Eine dem Blended Learning nahestehende Variante der Flipped Classroom Ansatz.
Der Begriff Flipped Classroom – auch als Inverted Classroom bekannt – bezeichnet einen Lehr-/Lernansatz, bei dem die traditionellen Abläufe im Lehr‑ und Lernprozess umgekehrt werden. Anstatt dass Lehrende in der Lehrveranstaltung primär Wissen vermitteln und die Lernenden anschließend das Gelernten selbst ver- und bearbeiten (z.B. durch Arbeitsaufträge, selbständige Übungen), wird beim Flipped Classroom der reine Wissenserwerb in die Vorbereitungsphase verlagert. Der Ansatz zielt darauf ab, den Wissenserwerb durch individualisiertes Selbststudium zu optimieren und die gemeinsam gestaltete Präsenzphase für aktive, interaktive Lernprozesse zu nutzen.
Eine Möglichkeit der Umsetzung besteht in der selbständigen Erarbeitung der grundlegenden Inhalte in asynchroner Form außerhalb der Lehrveranstaltung. Hierfür werden häufig digitale Medien genutzt, etwa Screencasts, Podcasts, Lehrskripte oder interaktive (Selbstlern-)Module. Die Lernenden können so die Inhalte in ihrem individuellen Tempo bearbeiten und bei Bedarf Inhalte mehrfach wiederholen. In der anschließenden Präsenzphase wird dann der Fokus auf die Anwendung, Vertiefung und Diskussion des erarbeiteten Wissens gelegt. Der Lehrende übernimmt dabei eher eine moderierende und beratende Rolle, unterstützt gezielt bei Unklarheiten und fördert die Interaktion unter den Lernenden.
Podcasts sind kurze, meist thematisch fokussierte Audioformate, die sich dazu eignen, komplexe Inhalte verständlich und kompakt zu vermitteln. Sie bieten den Vorteil, dass Lernende diese Inhalte auch unterwegs abrufen können und so flexibel in ihre Lernprozesse integrieren (z.B durch mobile Endgeräte).
Ein E-Portfolio ist ein digitales Sammelwerk, in dem die Lernenden ihre Arbeiten, Recherchen, Projekte und Reflexionen dokumentieren. Es dient als kontinuierliches Zeugnis der eigenen Entwicklung und kann als Grundlage für die Selbstreflexion oder als Bewertungsgrundlage (summatives Assessment) verwendet werden. Durch regelmäßige Aktualisierungen und Reflexionen wird ein transparenter Lern- und Entwicklungsprozess sichtbar gemacht (formatives Assessment).
E-Assessment bezeichnet den Einsatz digitaler Verfahren zur Prüfung und Bewertung des Lernerfolgs. Im Gegensatz zu klassischen Prüfungsformen können digitale Tests häufig automatisch ausgewertet werden, was sowohl den Prüfungsprozess beschleunigt als auch für mehr Transparenz bei der Bewertung sorgt. Zudem ermöglichen E-Assessments eine flexible Durchführung von Prüfungen, die auch zeitlich und örtlich unabhängig realisiert werden können. An der HSZG steht ONYX als Prüfungssystem zur Verfügung.
Lernmanagementsysteme wie OPAL bilden den zentralen Knotenpunkt der digitalen Hochschullehre. Sie ermöglichen die Bereitstellung von Lernmaterialien, organisieren Kommunikationsprozesse, verwalten Aufgaben und Tests und unterstützen die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden. Die Integration verschiedenster Funktionen ermöglichen Lernmanagementsystemen den gesamten Lehr‑ und Lernprozess digital zu begleiten und damit auch die Lehre interaktiver und studierendenzentrierter auszurichten.
Learning Analytics bezeichnet den systematischen Prozess des Sammelns, Analysierens und Berichtens von Daten über Lernende sowie deren Interaktionen in Lernumgebungen. Ziel ist es, verborgene Muster in den Lernprozessen zu erkennen, um dadurch personalisierte Unterstützungsangebote zu entwickeln, den Lernerfolg zu optimieren und Lehr‑ und Lernumgebungen kontinuierlich zu verbessern. Wichtig sind jedoch Fragen des Datenschutzes und der Privatsphäre zu beachten.
In OPAL steht z.B. in Kursen die Statistik-Funktion zur Verfügung, um z.B. die Kursnutzung zu analysieren.
Der Einsatz von KI-Anwendungen ist auch an Hochschulen angekommen. So können Lernprozesse stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden zugeschnitten werden, adaptive Systeme können Lernstände analysieren und maßgeschneiderte Lernpfade erstellen oder auch intelligente Algorithmen können erkennen, in welchen Bereichen Unterstützung benötigt wird und die Inhalte dynamisch anpassen.
Auch die Rolle der Lehrenden verändert sich, so können Lehrende verstärkt als Moderatoren und Lernbegleiter auftreten, während KI als unterstützendes Werkzeug den Wissenserwerb und die Lernanwendung begleitet. Gleichzeitig fördert der Einsatz von KI digitale Kompetenzen, die in der (späteren) Arbeitswelt immer wichtiger werden.
Trotz all der Chancen sind auch die Risiken beim Einsatz in der Hochschullehre im Blick zu behalten. Fragestellungen rund um Datenschutz, Verlässlichkeit/Glaubwürdigkeit und die nachprüfbare Qualität der über KI vermittelten Inhalte stehen im Mittelpunkt. Der Einsatz von KI im Lehr-Lernprozess erfordert eine entsprechende didaktische Aufbereitung, um Lernende und Lehrende im Umgang mit KI zu qualifizieren.
Methoden in der Hochschuldidaktik umfassen ein breites Spektrum an Ansätzen und Techniken, die dazu dienen, den Lehr‑ und Lernprozess aktiv, effizient und zielorientiert zu gestalten. Die Methoden reichen von Aktivierung, Partizipation, über Methoden zur Strukturierung und Vertiefung von Wissen, bis hin zu Selbstreflexion und Evaluation.
Ein Teaching Analysis Poll (TAP) ist ein Instrument zur qualitativen Evaluation von Lehrveranstaltungen und wird insbesondere zur Zwischenevaluation verwendet. Statt anonymisierte standardisierte Fragebögen einzusetzen, wird hier in der Regel in einem moderierten, interaktiven Verfahren – häufig in kleinen Gruppen – der direkte Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden gefördert. Dabei werden die Rückmeldungen der Teilnehmer systematisch erfasst und in einem strukturierten Prozess zu einem Gesamtfeedback zusammengeführt. Ziel ist anhand der konkreten Rückmeldungen die eigenen Lehrmethoden gezielt weiterzuentwickeln und im laufenden Lehrprozess umzusetzen (formative Evaluation).
Das Neue Handbuch Hochschullehre beinhaltet Themen aus allen Bereichen der Hochschullehre und -didaktik und unterstützt Lehrende bei der Planung, Gestaltung und Reflexion ihrer Lehre. Die HSZG verfügt über eine Lizenz, so dass Lehrende der HSZG im Volltext auf die Inhalte zugreifen können.
Direktlink: https://www.nhhl-bibliothek.de/
Die Hochschuldidaktik Sachsen bietet verschiedene hochschuldidaktische Fortbildungen an (u.a. auch ein Hochschulzertifikat zum Thema Didaktik). Lehrende der HSZG können kostenfrei daran teilnehmen.
Detaillierte Informationen zur Hochschuldidaktik an der HSZG finden Sie hier: https://www.hszg.de/lebenslanges-lernen/hochschuldidaktik